Poesie am Steverwall – Stele 6
Thema 2023:
„Mut – trotz alledem!“
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Und käm‘ die Hölle
selber in die Schranken/
Mir soll der Mut
nicht weichen und nicht wanken.
Friedrich Schiller: Die Jungfrau von Orleans (III. Akt, 9. Szene)
Das Zitat stammt aus dem 1801 in Leipzig uraufgeführten Schauspiel „Die Jungfrau von Orleans“. Sein Autor Friedrich Schiller (1759–1804) nennt das Stück „eine romantische Tragödie“. Zu seinen poetologischen Grundsätzen gehört, dass er darauf aus ist, Zeit und Personen aus der Geschichte zu nehmen und alles übrige poetisch frei zu erfinden.
Es ist die Geschichte des lothringischen Bauernmädchens Jeanne d’Arc, einer aus der Geschichte herausgegriffenen Figur, die im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England (1339–1459) die französischen Truppen aus hoffnungsloser Lage – im Vollzug einer vermeintlich göttlichen Sendung und mit dem Segen der Kirche – von Sieg zu Sieg führte. Die dann aber, nachdem sie bei einer plötzlichen Begegnung in der Schlacht ihre menschliche Nähe zu einem erklärten Feind – dem englischen Feldherrn Lionel – erfahren musste, in die Hand der Engländer gefallen und 1431 in Rouen als Hexe verbrannt worden ist. Das Drama lässt Schiller bewusst anders enden: Johanna findet hier einen ruhmreichen Tod auf dem Schlachtfeld.
Die „Tragik“ des Stückes geht hervor aus dem Konflikt der Menschlichkeit Johannas mit dem von ihr angenommenen Gebot, im Krieg gerade nicht menschlich zu sein. So wird es ihr in Schillers Konzeption möglich, „Größe“ zu beweisen: Denn als Gefangene widersteht sie – der vermeintlich göttlichen Forderung gehorchend – der Werbung Lionels. So kann ihr Tod darin ganz „romantisch“ als übertragischer Akt der Verklärung gestaltet werden.
Zum Zitat: Im dritten Akt des Dramas zeigt Lionel – trotz der bestehenden Feindschaft –, dass seine Haltung eine ebenso „idealistische“ ist wie die Johannas. In der Erfahrung einer liebevollen persönlichen Zuneigung wird der in vermeintlich göttlichem Auftrag Tötenden erst bewusst, dass eine rücksichtslose Erfüllung ihrer Mission auf eine Zerstörung von Natur und Leben hinausliefe.
In diesem Zitat aus der 9. Szene des III. Aktes stilisiert sie sich selbst allerdings noch ganz als potenzielle Märtyrerin, wenn sie in einem kurzen Dialog nach der Begegnung mit dem schwarzen Ritter auf dem Schlachtfeld deklamiert:
„Wen fürcht ich mit dem Schwerte meines Gottes? Siegreich vollenden will ich meine Bahn, Und käm‘ die Hölle selber in die Schranken, Mir soll der Mut nicht weichen und nicht wanken.“
Das Zitat stammt aus dem 1801 in Leipzig uraufgeführten Schauspiel „Die Jungfrau von Orleans“. Sein Autor Friedrich Schiller (1759–1804) nennt das Stück „eine romantische Tragödie“. Zu seinen poetologischen Grundsätzen gehört, dass er darauf aus ist, Zeit und Personen aus der Geschichte zu nehmen und alles übrige poetisch frei zu erfinden.
Es ist die Geschichte des lothringischen Bauernmädchens Jeanne d’Arc, einer aus der Geschichte herausgegriffenen Figur, die im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England (1339–1459) die französischen Truppen aus hoffnungsloser Lage – im Vollzug einer vermeintlich göttlichen Sendung und mit dem Segen der Kirche – von Sieg zu Sieg führte. Die dann aber, nachdem sie bei einer plötzlichen Begegnung in der Schlacht ihre menschliche Nähe zu einem erklärten Feind – dem englischen Feldherrn Lionel – erfahren musste, in die Hand der Engländer gefallen und 1431 in Rouen als Hexe verbrannt worden ist. Das Drama lässt Schiller bewusst anders enden: Johanna findet hier einen ruhmreichen Tod auf dem Schlachtfeld.
Die „Tragik“ des Stückes geht hervor aus dem Konflikt der Menschlichkeit Johannas mit dem von ihr angenommenen Gebot, im Krieg gerade nicht menschlich zu sein. So wird es ihr in Schillers Konzeption möglich, „Größe“ zu beweisen: Denn als Gefangene widersteht sie – der vermeintlich göttlichen Forderung gehorchend – der Werbung Lionels. So kann ihr Tod darin ganz „romantisch“ als übertragischer Akt der Verklärung gestaltet werden.
Zum Zitat: Im dritten Akt des Dramas zeigt Lionel – trotz der bestehenden Feindschaft –, dass seine Haltung eine ebenso „idealistische“ ist wie die Johannas. In der Erfahrung einer liebevollen persönlichen Zuneigung wird der in vermeintlich göttlichem Auftrag Tötenden erst bewusst, dass eine rücksichtslose Erfüllung ihrer Mission auf eine Zerstörung von Natur und Leben hinausliefe.
In diesem Zitat aus der 9. Szene des III. Aktes stilisiert sie sich selbst allerdings noch ganz als potenzielle Märtyrerin, wenn sie in einem kurzen Dialog nach der Begegnung mit dem schwarzen Ritter auf dem Schlachtfeld deklamiert:
„Wen fürcht ich mit dem Schwerte meines Gottes? Siegreich vollenden will ich meine Bahn, Und käm‘ die Hölle selber in die Schranken, Mir soll der Mut nicht weichen und nicht wanken.“